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Tauchbericht: Sorgente Bossi

Am 07. März 2009, habe ich die alte Leine von der Abzweigung bis zur Oberfläche komplett ersetzt.
Nach dem letzten Tauchgang im linken Siphon diskutierten wir, aufgrund der sehr schlechten Leinensituation, über das grosse Potential eines möglichen Tauch- unfalls. Ich entschied deshalb, die komplette Leine ab der Verzweigung neu und vor allem besser zu verlegen.
Bungees, Spitsack, Netz für alte Leine, Plätli, Maillon, Plätli mit Schlaufe,
Dyneemaseil, Erster Befestigungsanker mit Leinenreel Bungees, Spitsack, Netz für alte Leine, Plätli, Maillon, Plätli mit Schlaufe, Dyneemaseil, Erster Befestigungsanker mit Leinenreel
Da natürliche Befestigungspunkte weit- gehend fehlten, entschloss ich mich Handbohrdübel (Spits) mit Plättli zu setzen und die Leine daran mit Bungees zu befestigen.
Das Bohren der Dübel ist unter Wasser nicht so schwierig. Es braucht einen grösseren Hammer als über Wasser (Gewicht/Wasserwiderstand) und eine Möglichkeit sich gegen hinten abzustützen. Was es in der Bossi ein bisschen erschwerte war, dass es kein "weiches" Kalkgestein sondern harter Fels war. Dies verlängerte ein bisschen die Bohrzeit und natürlich auch dementsprechend die Dekoverpflichtung, befand sich der tiefste Dübel doch an der Verzweigung
auf – 60m.
Eingang vor dem Tauchgang. Glasklar Eingang vor dem Tauchgang. Glasklar
Als Leine nahm ich unsere gut bewährte 2,5mm geflochtene Polyesterkordel mit Seele. Diese Leine und auch die für den letzten Teil vor- gesehene Reepschnur, wickelte ich auf unseren alten und mittlerweile ausgemusterten Reels auf.
Früher war die Abzweigung ein Tie mit recht chaotischer Leinenlegung. Bereits Monate vorher hatte deshalb Hubert Zistler die Leine zum linken Siphon ein paar Meter zurück geschnitten. Diese Lösung fand ich auch besser und befestigte  den ersten Befestigungspunkt ca. 3m entfernt im ab- zweigenden Gang. Die Hauptleine führt nun vom Eingang und ohne Abzweigungen bis zur Engstelle auf -89m im rechten Siphon.
Für das Betauchen des linken Siphons ist jetzt also das Legen eines Jump-Reels notwendig.
Das weitere Setzen der Bohrdübel ging relativ gut, da die Spalte schmal ist und  ich mich immer gut abstützen konnte.
Befestigungspunkt ausserhalb der Wasseroberfläche Befestigungspunkt ausserhalb der Wasseroberfläche
Die Spalte führt bis auf -18m und endet dort. Von hier geht die Höhle in einen fast horizontalen, schmalen elliptischen Tunnel über der zur Hälfte mit Lehm verfüllt ist.
Bisher war die Leine an einem losen Stein, der am Eingang des Tunnels auf dem Lehmboden lag und an wenigen Punkten an der Decke befestigt. Dies war die bisher kritischste Stelle. Passierte man diese Stelle nicht ganz vorsichtig, trübte sie bis fast zur Nullsicht ein. Das austauchen an der Leine entlang (kopfüber) war deshalb fast unmöglich.
Erschwerend kam hinzu, dass es nirgends eine Möglichkeit gab die mitgeführten aber nicht mehr benötigten Dekogase (ausser O2) zu deponieren. Man musste also diese enge Stelle mit allen Stageflaschen, die es für diesen Tauchgang benötigte, passieren.
Detail der Aufhängung Detail der Aufhängung
Um eine Möglichkeit zu schaffen diese Flaschen deponieren zu können, habe ich einen zusätzlichen Dübel mit Plättli an der Seitenwand der Spalte, kurz vor dem Übergang in den Tunnel platziert. An diesem Plättli ist eine 5mm Reepschnurschlaufe eingeknotet. Man kann jetzt also alle nicht mehr benötigten Dekogase in diese Schlaufe einhängen. Von hier wurde die Leine nun durch eine 4mm Reepschnur ersetzt. Reepschnur wird hauptsächlich beim Bergsteigen verwendet und hat eine grosse Abriebfestigkeit.
Zusätzlich ist sie mit einer Festigkeit von 3,3kN von Hand nicht zerreissbar.
Eintrübung des Eingangs (1,5 Stunden nach dem Austauchen) Eintrübung des Eingangs (1,5 Stunden nach dem Austauchen)
Die Dübel für die Reepschnur musste ich im Tunnel mittlerweile bei einer Sicht von 10cm setzen.  Nach dem Passieren des ca. 15m langen Tunnels kommt man in eine kleine Halle die rechts versetzt an die Oberfläche führt. Hier konnte ich mich nirgends mehr abstützen und musste mich daher für die letzten Bohrdübel in den weichen Lehmboden setzen. Das Ablesen der Instrumente war fast nicht mehr möglich und ich musste immer wieder 5-15min warten, bis ich wieder einigermassen sehen konnte.
Nach 3h Tauchzeit erreichte ich die Oberfläche des Siphons und konnte knapp über der Wasseroberfläche den letzten Spit setzen.
Nach einer halbstündigen Pause trat ich den Heimweg an. Da die Sicht immer noch sehr stark eingetrübt war, konnte ich jetzt als erster die neue Leine austesten und war froh, konnte ich mich nun an einer nicht reissbaren Leine quasi durch den Tunnel ziehen ohne Angst zu haben, die Leine reisst und wird zu einer tödlichen Falle.

Herausgeschnittene, alte Leine Herausgeschnittene, alte Leine
Die alte Leine schnitt ich beim aus- tauchen raus und verstaute sie im mitgeführten Netzbeutel. Leider rutschte mir dabei der lose Stein am Anfang des Tunnels runter in die Spalte, was sofort eine Sedimentlawine auslöste. Da dieser Siphon keine Strömung aufweist, blieb die schlechte Sicht bis zum Erreichen der Verzweigung auf – 60m.
Aber auch hier war die Sicht bis hoch zum Ausgang mit 1–2m sehr schlecht. Eine Eintrübung,  wie ich sie in der Bossi nie für möglich gehalten hätte.
Trotz der normalerweise immer guten Sichtverhältnissen beim Eintauchen, muss also unbedingt ein Jump-Reel beim betauchen des linken Siphons gesetzt werden!

Pedro Balordi