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Tourenbericht: Sorgente Bossi

Treffpunkt wie immer 9 Uhr vor dem Quelltopf. Die Vorbereitung der Materialien läuft mittlerweile wie am Schnürchen. Auf zwei Taucher verteilt ist die Menge allerdings beachtlich. Während meine 170 cm mit 4 Stages, 1 Schleifsack und 1 kleinen Trockenröhre behängt sind ist Pedro mit der grossen und mittleren Trockenröhre, 1 Stage und 1 Schleifsack ähnlich dekoriert. Zum Glück ziehen uns die Scooter.
Die Sicht ist von Anfang an für Bossi-Verhältnisse nicht berauschend, bis zum Engnis auf -89m sind es vielleicht 5 m, bergwärts werden wir dann mit nur 1-2 m alles andere als verwöhnt. Nach 42 Minuten sind wir drüben angekommen.

Die erfolgreiche Siphonierung der Passage, die Casati und Bolanz im Jahr 2005 von einer weiteren Erforschung des Systems abhielt liegt nun genau 4 Wochen zurück. Beim Umziehen herrscht eine gewisse Anspannung was uns dort oben erwartet.

Gut 1 Stunde später sind wir angekommen. Der Wasserstand ist in 4 Wochen trotz anhaltender Niederschläge nur um etwa 10 cm gestiegen. Das Wasser ist gut hüfthoch, allerdings mit mehr als knietiefen Schlamm. Die Heberleitung ist leider leergelaufen. Wir entschliessen uns, diese wieder in Gang zu bringen, müssen aber nach mehreren Versuchen feststellen, dass wir es zu zweit nicht schaffen. Das vollständige Leeren des Siphons wird also vertragt und wir gehen durchs hüfttiefe Wasser auf die andere Seite.
Hubert hinter dem erfolgreich siphonierten See
Pedro hat einen Segler-Trocki darunter, ich muss mich leider in Wathosen hineinquälen. Auf der drüberen Seite erwartet uns nach wenigen Metern ein gähnender Abgrund. Linker Hand eröffnet sich ein weiterer Schlot nach oben. Dieser hat Abmessungen von etwa 1.20 x 1.50 m, ist versintert und es tropft anständig. Das Tropfwasser fliesst teilweise in Richtung Siphon, grossteils aber in den noch unbekannten Schacht. Da wir den Siphon auf lange Frist eigentlich trocken haben wollen bauen wir mit Lehm und Steinen eine kleine Staumauer und leiten das Wasser komplett in den Schacht.

Bevor wir in den Schacht einsteigen können müssen wir die losen Blöcke entfernen. Das Gepolter der stürzenden Blöcke dauert relativ lange und endet zum Glück nicht mit einem Platschen. Das Wasser fliesst also ab!

Hubert beim Einrichten der Seilsicherung
Nun geht es ans Bohren. Pedro findet wenig zärtliche Worte für seine Hilti, und diese macht keinen Mucks. Akku raus, Akku rein, Kontakte säubern, nichts. Für eine erste kurze Befahrung des Schachtes bietet sich ein hervorragender natürlicher Befestigungspunkt um einen oben und unten verkeilten mehrere Tonnen schweren Felsblock. Seil befestigt, Pedro steigt ab. Nach einigen Minuten ist er wieder oben, gut 35 m Seil waren zu kurz, gähnende Schwärze unter den Füssen. Für heute soll es genug sein, Rückzug. Gegen 20 Uhr sind wir wieder unter sternklarem Himmel.

Am Sonntag geht es los mit frisch geladenen Bohrmaschinen-Akkus und einem langen Seil im Gepäck. Die Bohrmaschine funktioniert, hat aber einen Wackelkontakt. Es ist relativ mühsam zu bohren. Dazu kommt, dass der Fels sehr stark verwittert ist. Wir setzen die Anker in den Sinter. Pedro geht voran und richtet ein. Nach 2 Umhängestellen und gut 60 m tiefer stehen wir am Schachtboden in einer Halle von ca. 15 x 20 m und 10 m Höhe. Der Boden ist übersäht mit Versturzblöcken. Pedro folgt den Blöcken nach rechts, während ich kurz auf der anderen Seite nachsehe. Pedros blitzsauberer Gang wird nach etwa 15 m zu eng. Unter den Blöcken hört man das Wasser fliessen, aber hier geht es nur mit Sprengen weiter.
Pedro bei der Erschliessung des neu entdeckten Schachtes P60
Auf der anderen Seite erwartet uns eine schräge Lehmhalde (aktive Stauzone). Nach etwa 20 Metern ist ein gewaltiges rechteckiges Loch in der Wand hinter dem man bereits von ferne das Wasser rauschen hört (wir nennen sie Donnerhalle). Weitere 20 Meter weiter sind wir an einem glasklaren See angekommen. 10 m weiter senkt sich die Decke, man sieht aber noch einen etwa 15 cm hohen offenen Spalt. Dieser sollte genügen um auf die andere Seite zu schwimmen. Für heute ist allerdings die Zeit zu weit vorangeschritten und wir kehren um. Auf dem Rückweg entdecken wir ca. 5 Meter oberhalb des Schachtbodens einen weiteren versinterten Schlot mit Dimensionen von etwa 2x3 m, welcher sich möglicherweise in der Hauptrichtung des Systems fortsetzt.

Gegen 19 Uhr sind wir mit sämtlichem Material wieder an der Oberfläche.

Hubert Zistler