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Quelle Gelber Brunnen

Neuhaus (BE), Schweiz 46°41'0.75"N / 7°48'16.93"E
Plan Plan von Markus Schafheutle        Übersicht Einzugsgebiet Plan des Einzuggebietes

Hypothese von M. Schafheutle Hypothese von M. Schafheutle  Gelber Brunen Infos zum Tauchgang

3D Bild  2D & 3D Plan der Höhle                          
Text von Markus Schafheutle. Erschienen im Organ der HRH Nr. 4 im Jahr 2000
Die Quellspalte liegt am Nordufer des Thunersees direkt neben der Strasse. Der aus der Quelle austretende Bach fliesst unter der Strasse durch und erreicht nach wenigen Meter den Thunersee. Der Wasserstand des Höhlensees entspricht bei schwacher Schüttung der Quelle dem Seespiegel. Das Einzugsgebiet dieser Quelle liegt im Sieben Hengste-Hohgant Gebiet.
Quellspalte Gelber Brunnen Quellspalte Gelber Brunnen
Beschreibung
Die Quellhöhle liegt im Schrattenkalk und stellt sich in ihrem Überwasserteil als schmale Spalte dar, die ca 0,6 – 1,3m breit ist und nach 18m unbefahrbar eng wird. Richtung Eingang unterfährt die Kluft auch den Schotterbereich vor dem Eingang. Man steht somit vor dem Eingang auf einigen Klemmblöcken, die zusätzlich mit feinem Schutt überdeckt sind. Beim Tauchen in den tieferen Bereichen des Quellschachtes ist auf diesem Vorplatz überall deutlich das Aufsteigen der Ausatemluft zu hören. Nach unten setzt sich die Spalte bis in -68m Wassertiefe fort. Das Profil der Quellkluft ist ellipsoid erweitert. Deshalb ist es notwendig, sich den passenden Weg nach unten zu suchen. Im hinteren Drittel des Höhlensees ist die Spalte am breitesten.
Eingang der Quellspalte Eingang der Quellspalte
Hier wurde auch von einem früheren Forscher ein Profileisen in die Kluft geklemmt, an dem er wahrscheinlich seine Leine befestigt hatte. Da diese Leine nicht immer der breitesten Stelle des Schachtes folghte, wurde eine neue gezogen.Die Spalte zieht mit 78° einfallend und mit 333° streichend in die Tiefe. Im Tiefenbereich zwischen 20 und 30m kommt es zu einer Scharung einer weiteren, gleich streichenden, aber flacher nach Süden einfallenden Kluft. Deshalb kommt es im Scharungsbereich zu einer Raumerweiterung. 
Bachausfluss unter der Brücke in den See Bachausfluss unter der Brücke in den See
Von -6m bis -55m ist die Kluft im Westen mit einer lehmigen Konglomeratwand verfüllt, die sich in der Basis auf mehreren Klemmblöcken gebildet hat.
In -55m wird die Kluft wieder steiler und die Breite erweitert sich von den ursprünglichen 1m auf 2,5 bis 3m. In diesem steilen Bereich sind an der nördlichen Wand tief herauskorrodierte Schichtfugen zu sehen. Jeweils unter diesen Fugen setzt sich der Fels gerundet nach unten fort.
"Gelb" eingetrübter Quellausfluss
Auf diesem Fels sind jeweils unter den Schichtfugen schön ausgeprägte Höhlen- (rillen)karren zu sehen. Ab einer Wasser- tiefe von ca. -60m beginnt sich am süd- östlichen Ende der Kluft der Schachtboden abzuzeichnen; zunächst noch sehr steil und lehmig, je tiefer man kommt, desto flacher. Im tiefsten Bereich ist der Boden eben und mit Geröll bedeckt. Diese Gerölle sind blank und ohne Lehmabdeckung. Der nun komfortabel breite Gang (2-3m) setzt sich in nordwestlicher Richtung fort Er endet aber nach ca. 2m unterhalb der Konglomeratwand.

Zusammenhang mit dem benachbarten Bätterich
Die Kluft, in der die Quellspalte des Gelben Brunnens liegt, streicht 333°. Verlängert man diese Richtung bis zum Bätterich, so kommt man in den Bereich hinter der "grossen Kluft" (siehe Plan des Bätterichs). Dort und in den Gangstücken bergwärts danach findet man ebenfalls Klüfte, 333° streichen.
Gelber Brunnen nach Schmelzwasser Gelber Brunnen nach Schmelzwasser
Es könnte also sein, dass die beiden Quellen über diese Kluftserie miteinander in Verbindung stehen. Im Bätterich wurden ebenfalls wie im gelben Brunnen Karren gefunden, allerdings in flacherem Bereich. Diese Karrenbildungen lassen darauf schliessen, dass es eine längere Periode in der Geschichte dieser Höhlen gegeben haben muss, in der sie nicht unter Wasser standen. Das heisst, die Höhlenbildung liegt wahrscheinlich innerhalb einer oder mehrerer Zwischenwarmzeiten, denn die heutige Eintiefung des Tals, in dem der Thunersee liegt, wurde durch den Aaregletscher bewirkt.
Die Frage, die sich viele Forscher dieser Gegend stellen, ist; sind die bekannten Quellaustritte Bätterich und Gelber Brunnen ausreichend, um das riesige Karstgebiet nördlich des Thunersees zu entwässern, oder gibt es noch andere, bisher unbekannte Quellen?
Lies dazu die sehr interessante Hypothese zur Lage der Siebenhengste-Resurgenzen von Markus Schafheutle

Geschichte
Der Eingang der Höhle selbst ist seit langem bekannt. Im Gegensatz zum Bätterich fristete der Gelbe Brunnen ein längeres Schattendasein. Es kam zu einigen Tauchversuchen verschiedenster Forscher. Am tiefsten tauchte dabei Walter Keusen. Er erreichte 1979 eine Tiefe von ca. -65m. Eine Vermessung fand dabei aber nicht statt. Im September 1993 begann Markus Schafheutle im Gelben Brunnen zu tauchen. Bei jedem Tauchgang wurde das getauchte Stück sofort vermessen. Im April 1995 erreichte er den Grund des Quellschachtes in
-68m Wassertiefe.
Hinterer Teil des Höhlensees Hinterer Teil des Höhlensees
Gegenwart
Lange haben wir gedacht, dass nach der gründlichen Erforschung des Gelben Brunnens durch M. Schafheutle, diese Quelle kein Potential mehr für uns hat. Seine Be- schreibungen und die Aussagen von Kollegen, die dort schon getaucht hatten, schreckten uns zusätzlich ab. Erst nach Anschaffung des Kreislaufgerätes und unserem Durchbruch im Bätterich, erinnerten wir uns wieder an den Bericht von Markus im Organ der HRH aus dem Jahr 2000. In diesem Bericht schreibt er unter anderem:

"Der nun komfortabel breite Gang (2 bis 3m) setzt sich in nordwestlicher Richtung fort. Er wurde bis heute noch nicht befahren, da dabei die lehmige Konglomeratwand unterfahren werden müsste. Die vom Taucher ausgestossenen Gasblasen könnten diese Wand destabilisieren, was zu einem Verschütten des Forschers führen würde. Dieses Problem liess sich vielleicht mit einem geschlossenen Kreislaufgerät umgehen, das keine Gastblasen ausstösst."
André hier noch mit Sidemount André hier noch mit Sidemount
Da wir nun über Kreislaufgeräte verfügen, die diese Eigenschaften haben, beschlossen wir diesen Gang weiter zu erforschen. Zuvor mussten wir aber noch die alte zerrissene Leine ersetzen. Es gibt nur wenige natürliche Befestigungsmöglichkeiten im Gelben Brunnen. Die Wände sind Glatt und die starke Eintrübung erschwert zusätzlich die Suche nach geeigneten Punkten. Leider befinden sich diese auch nicht an der breitesten Stelle der Kluft. Wir haben uns daher entschieden, bevor wir mit der weiteren Erforschung beginnen, von der Oberfläche bis zum Grund die Leine an von Hand gesetzten Plättli zu befestigen. So waren wir unabhängig von den wenigen natürlichen Punkten und konnten den breitesten und sichersten Weg in die Tiefe suchen. Zusätzlich ermöglichen uns die Plättli, dass wir nun an eingeknoteten Reepschnurschlaufen, die Dekoflaschen für den Notfall aufhängen können und diese nicht in der engen Spalte mit uns führen müssen.
Unser Materialtransporter für das viele Equipment Unser Materialtransporter für das viele Equipment
Das Setzten der Spit’s und das Verlegen der Leine ging relativ gut. Je tiefer wir aber vorstiessen, desto grösser wurden die Dekoverpflichtungen. Bis wir also den letzten Spit auf -68m setzen konnten, brauchte es mehrere Tauchgänge.
Erst jetzt konnten wir mit der Erforschung des von Markus beschriebenen Ganges beginnen. Doch schon beim ersten Tauchgang mussten wir feststellen, dass sich der jetzt bei guter Sicht vor uns liegende Gang, nach wenigen Metern schliesst. Die Kluft also zu Ende ist.
Irgendwie wollten wir dies nicht richtig wahrhaben. Es konnte doch nicht sein, dass sich Markus oder unsere Kollegen geirrt hatten. Vielleicht hatten wir auch den Bericht falsch interpretiert und suchten deshalb während diesem Tauchgang und einem noch folgenden den ganzen Grund und die Kluftspalte auf beide Seiten ab.
Vorbereiten des Habitats Vorbereiten des Habitats
Kurz vor Ende des Tauchgangs fand André am Grund eine schmale Spalte.
Da der Boden mit losem Geröll bedeckt ist, fingen er und ich mit Graben an. Nach kurzer Zeit konnte sich André rückwärts, Beine voraus, bis zu den Hüfte hinein zwengen.
Aufgrund der Grabarbeiten hatte sich die Sicht sehr stark verschlechtert. Die aufgewirbelten Sedimente wurden aber durch die vorhandene Strömung aus der Spalte davon geblasen. Wir hatten also eine neue Fortsetzung der Höhle gefunden.
Natürlich war die Entdeckung ein Riesenglück. Hätten wir nicht Kreislaufgeräte verwendet, wäre die Sicht am Boden nach kürzester Zeit eingetrübt gewesen, was es auch für uns unmöglich gemacht hätte, diese Spalte zu finden. Sicherlich war auch die längere Grundzeit, die man mit einem Kreislaufgerät hat, mit entscheidend.
Während mehreren Tauchgängen vergrösserten wir mit Hilfe des Ordonanz-Klappspaten die Spalte.  Neben Bergen von grösserem und kleinerem Geröll, mussten wir je tiefer wir vor drangen, auch kleinere Felsblöcke bewegen.
Dekogase und Bailoutgas Dekogase und Bailoutgas
Als die Spalte gross genug war, konnten wir uns in eine kleine Halle zwängen.  Diese ist ca. 2-3m gross. Vereinzelt hat es kleinere Felsblöcke aber ansonsten ist sie blank ausgewaschen.
Mit leichter Neigung kommt man an den nächsten, mit losem Kiesgeröll ver- schütteten Spalt. Auch diesen mussten wir während mehreren Tauchgängen freischaufeln. Direkt hinter diesen zwei Engstellen folgt auf der Tiefe von -72m, ein phreatisch, ellipsoider Gang mit den Dimensionen 3x4,5m. Der Boden ist blank, aber mit leichten Sedimentabl- agerungen überzogen. Wir vermuten, dass der Höhlengang diese Kluft angeschnitten hat und jetzt über diese in den See entwässert. 
Pedro beim anrödeln Pedro beim anrödeln
Da der ganze Boden der Kluft mit Geröll verfüllt ist, kann man den weiteren Verlauf des Ganges zur Seeseite hin nur vermuten. Bergseitig führt der Gang nordwärts in Richtung Bärenschacht und Réseau Sieben Hengste- Hoghant. Nach 120 Metern auf einer Tiefe zwischen -72 bis -75m fällt der Gang plötzlich und fast senkrecht bis auf -101m ab. Am Boden ist seeseitig viel Kiesgerödel aufgeschichtet. Bergseitig führt der Gang leicht aufsteigend, über mehrere Absätze in weitere Spalten. Auf der Tiefe von -88,3m und 186 Meter vom Kluftboden entfernt, ist der Terminus erreicht. Links abfallend erstreckt sich hier eine grössere Spalte, die wie es scheint betauchbar ist. "Leider" zieht aber diese Spalte, mit 330° streichend, wieder leicht abfallend in die Tiefe. In den folgenden Tauchgängen wollen wir diese Spalte weiter erforschen. Auch die Vermessung muss noch fertig abgeschlossen werden.
Damit wir die Tauchgänge von 4-6 Stunden sicher durchführen können, verwenden wir in den Trockenanzügen eine Heizung und zusätzlich ein auf -6m installiertes Habitat.

Aktueller Stand: 15. März 2010
Die Spalte ist leider nach 12 Metern nicht weiter befahrbar. Mit einem Sidemount-Rebreather könnte man eventuell noch weiter vorstossen. Dies ist aber wohl eine Aufgabe für die "next generation".....
Der Terminus liegt jetzt auf der Tiefe von -88,3m und 277.92 Meter vom Eingang entfernt. Davon liegen 186 Meter tiefer als  -72m. Die Gesamtlänge der Höhle ist 289.92m.
Maximale Tiefe liegt zwischen -101m und -103m, je nach Tauchcomputer Modell.
Der Höhlengang ist komplett vermessen. Kartographierung erfolgt noch.
Eine Übersicht des Gangverlaufes kann man aber anhand des 3D Bildes sehen.

Das Projekt "Gelber Brunnen" wird daher abgeschlossen