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Quelle Bätterich

Neuhaus (BE), Schweiz 46°41'3.67"N / 7°48'4.20"E
Oficina PDF 48x48 Plan von C. Brand                 Oficina PDF 48x48 Übersicht der Höhlensysteme

Oficina PDF 48x48 Hypothese von M. Schafheutle
Mit Textergänzungen von Cyrill Brandt aus dem Stalactite 1&2 1988
Die Bätterich –Quelle liegt in Sundlauenen am nördlichen Thunersseufer.

Am "Bätterich" genannten Ort führt ein Weglein zum See hinunter. Wo sich der Weg verflacht, führt eine Treppe zu einem Bootshäuschen. Links der Rasenfläche befindet sich die Einstiegsstelle der Taucher. Achtung: Bootshäuschen und Einstiegsstelle befinden sich auf Privatgelände! Der oberhalb an der Strasse liegende und zum Ferienhaus gehörende Parkplatz ist natürlich ebenfalls Privatgelände! Oftmals trifft man aber die Besitzerin, eine ältere und sehr freundliche Dame vor Ort an. Freundlichkeit und höfliches Fragen öffnen auch hier Tür und Zugang zur Tauchstelle.
Wasseroberfläche oberhalb des Quellaustritts bei Schmelzwasser
Foto P. Pfister Wasseroberfläche oberhalb des Quellaustritts bei Schmelzwasser Foto P. Pfister
Eine weitere Möglichkeit ist, den öffentlichen Parkplatz direkt am Seeufer zu benutzen. Dieser befindet sich unweit des Gelben Brunnens. Um die rund 350 Meter entfernte Quelle über die Seeoberfläche zu erreichen, braucht es aber einen Scooter.
Die Quelle selber befindet sich ca. 30 Meter vom Ufer entfernt, unterhalb der Oberfläche des Thunersees. Ausser bei sehr hoher Schüttung (Hoch-Schmelzwasser) weisst an der Oberfläche nichts auf den grossen Quelltrichter hin, wo die Karstwasser unweit des Ufers einmünden.
Da die Karstquelle aus einem sehr grossen Einzugsgebiet gespiessen wird (lies dazu den Bericht oder die Präsentation), ist sie nach Regenfällen oder bei starkem Schmelzwasser meistens nicht betauchbar. Neben den Berichten von www.caveconditions.com, beobachten wir die Verhältnisse am Gelben Brunnen (Überlauf) der von der Strasse einsehbar ist oder rufen den Wasserstand im Nordsiphon mithilfe des Daten-Loggers ab. Normalerweise ist der Wasserstand im Nordsiphon bei Null. Sobald sich das Karstwasser aber im Bärenschacht zu stauen beginnt  (Regen, Schmelzwasser), steigt der Wasserstand an. Dies heisst, die Karstwasserschüttung im Bätterich nimmt zu. Vorsicht: Entgegen der Meinung vieler, ist dies keine "Anfänger-Höhle"! Der Eingang ist eine auf -21m liegende, enge Spalte. Zusätzlich erschwerend, muss man durch grösseres Blockwerk tauchen.
Eingangstrichter Eingangstrichter
Beschreibung
Der Eingang der Höhle liegt im oberen Schrattenkalk; es sind noch Spuren von Gault im Eingangstrichter zu sehen. Es scheint, dass die gesamte Höhle entlang Schichtfugen und mehreren Brüchen gebildet ist, die die Besonderheit haben, alle in die gleiche Richtung orientiert zu sein mit einer nach NNO gerichteten Neigung, aber mit unterschiedlichem Gefälle. Auf Grund dieser Besonderheit herrscht die für diese Höhle typische Klufthöhlen-Gangform vor. Diese Art der Morphologie ist besonders sichtbar in den horizontalen Gängen, die aus jeglichen Formen von schrägen, mehr oder minder geneigten Spalten bestehen.
Eingangsstelle auf -21m Eingangsstelle auf -21m
Die erste Galerie ist das eindeutigste Bei- spiel hierfür, der Durchgang besteht aus einer geneigten Spalte von grosser Höhe, jedoch geringer Breite. Die stark abfallenden Gänge sind mehr oder wenig quadratisch oder rundlich. Ausserdem bemerkt man die enge Verbindung zwischen der Richtung der einzelnen Gangteile und ihrem Gefälle, sehr wahrscheinlich eine weitere Konsequenz der monotonen Richtung der Brüche im Fels. Die Gangteile, die im Streichen verlaufen, sind horizontal; alle anderen steigen an oder gehen in die Tiefe. An einigen Orten befindet sich Geröll, an manchen Stellen herabgestürzte Blöcke, aber nur ganz wenig feines Sediment.
Höhlengang/Spalte nach der Eingangspassage Höhlengang/Spalte nach der Eingangspassage
Die unterseeische Landschaft rund um den Quellaustritt ist bemerkenswert; rundherum liegt massenweise Sand. Die Innenseiten des Eingangstrichters, der mit dem Ufer durch einen steilen Hang verbunden ist, sind hauptsächlich von Sand bedeckt.  Westlich von diesem Trichter, gleich anschliessend, befindet sich ein weiterer, kleinerer Trichter. Auf dessen Grund in -9m Tiefe, befindet sich eine weitere Quellaustrittöffnung des Bätterich (Obere Galerie), die aber nur mit Sidemount-Konfiguration betaucht werden kann.
Der Höhlengang zieht nach dem Passieren des Eingangs leicht tiefer bis -32m um nach etwa 110 Meter wieder bis auf -22m hochzusteigen. Kurz darauf fällt der Gang steil ab bis auf -47m und ein geräumiger Schlot steigt nun fast senkrecht auf, die grosse Spalte.
Seitenspalte auf -70m Seitenspalte auf -70m
Am oberen Ende dieser Spalte liegt ein kleiner Gang in weniger als -20m Tiefe, es ist jedoch der talwärtige Gang, der die zweite Quelle speist. Der bergwärtige Gang beginnt bei -35m in der grossen Spalte und steigt bis auf -20m bei 220 Meter Distanz vom Eingang. Von hier führt der Gang wieder steil in die Tiefe, bis der Knick auf -79 m erreicht wird. Nun führt der Gang genauso steil wie er zuvor in die Tiefe führte, wieder in die Höhe. Zwischen -75m und -55m führen auf der linken Gangseite mehrere Spalten weg.  Im Gegensatz zu bisher hat es nun starke Sedimentablagerung auf dem Höhlenboden. Durch die aufsteigenden Luftblasen trübt die Sicht in diesem Höhlenteil während dem Aufsteigen sehr stark ein.  Kontinuierlich zieht aber der Gang in die Höhe bis ein massiver Versturz auf -30m das weitere Auftauchen verhindert. Mit einem offenen Tauchgerät hat man an diesem Terminus nur Sekunden bis die Perkolation die Sicht auf fast Null eingetrübt hat.
In vielen Berichten wird von einem Siphon 1&2 geschrieben. Dies ist falsch und ver- wirrend. Der Bätterich hat nur eine bekannte Auftauchstelle und somit nur einen Siphon.
Terminus mit Versturzblöcken auf -31m Terminus mit Versturzblöcken auf -31m
Geschichte
Es war H.-R. Knuchel, der in den 50er Jahren die ersten Erforschungen in der Karstquelle des Bätterich machte. Die eigentliche Erforschung der Karstquelle beginnt aber im April 1969, als E. Michel und H. Bohnenblust in den dem Eingangstrichter folgenden, sehr abschüssigen Gang vordringen. Im Laufe der folgenden Tauchgänge wird der horizontale Gang, der bei etwa -30m folgt, von E. Michel und seinen Tauchkollegen des Tauchclub Thunnersee auf 60 Metern ertaucht. Ab den 70er Jahren wird der Bätterich von bedeutenden schweizer Höhlentauchern erforscht. Dabei war Cyrille Brandt sicher der erfolgreichste. Mit Unterstützung von J.-J. Bolanz, Ph. Schneider, P. Perracini. O. Isler und
R. Seeholzer erreichte er als erster im März 1982 den Versturz auf ‑31 m. 
Dies war zu jener Zeit mit offenem System und Luft als Atemgas eine aussergewöhnliche Leistung.
Ende der Leine vor Versturz Ende der Leine vor Versturz
Zusätzlich zu dem ungünstigen Tiefenprofil dieses Tauchganges erschwerten starke Ablagerungen von Sedimenten das Vordringen nach dem Knick auf ‑79m.
In den folgenden Jahren hat es immer wieder Versuche von namhaften Höhlen- tauchern gegeben, die Fortsetzung des Höhlenganges zu finden. Während diesen Tauchgängen wurde dabei klar, dass die heutige Hauptentwässerung nicht mehr über den bekannten Gang erfolgt.
Während der Jahrtausendwende erfolgten mehrere Forschungstauchgänge von Markus Schafheutle und Martin Schär. Dabei wurden einige grössere Spalten entdeckt und diese als mögliche Entwäs- serungsklüfte eingestuft.
Passierbare Stelle des Versturzes Passierbare Stelle des Versturzes
Bei diesen Tauchgängen kam neben dem halbgeschlossenen Kreislaufgerät (SCR) von Markus Schafheutle, dem "RECY", auch zum ersten Mal ein ganz ge- schlossenes, elektronisch gesteuertes Kreislaufgerät (CCR), das legendäre "Cis-Lunar" zum Einsatz. Ein Gerät, das vom amerikanischen Höhlenforscher Bill Stone, speziell für das Höhlentauchen entwickelt wurde. In den Jahren 2002–2006 wurde der Bätterich von zwei weiteren Mitgliedern der SGH-Lenzburg, Fritz Schatzmann und Urs Anliker, betaucht. Dabei wurden halbgeschlossene (passiv-mechanische) Kreislaufgeräte (SCR) eingesetzt.
Einstieg im See Einstieg im See
Im Frühjahr 2006 wurde von ihnen eine grössere Spalte, die nach dem Knick auf einer Tiefe von ‑70m beginnt, bis auf ‑50m erforscht. Aufgrund der wenigen Ablagerungen könnte diese Spalte ein Teil des heutigen Entwässerungssystems sein. Leider verhinderte die immer schmaler werdende Spalte eine weitere Erforschung. Aufgrund der Schilderungen von Markus Schafheutle, (HRH4) könnte diese Spalte mit dem Gelben Brunnen eine Verbindung haben.
Ausrüstung Ausrüstung
Gegenwart
Seit dem Jahr 1998 wird der Bätterich auch von uns regelmässig betaucht. Mit dem Einsatz von Helium ab 1999 versuchten wir auch eine Fortsetzung des Ganges zu finden.
Die aber schon erwähnte starke Eintrübung erschwerte die Absuchung des Versturzes sehr. Wir waren schliesslich wie unsere Kollegen auch der Meinung, dass es nicht möglich ist diesen Versturz zu überwinden.
Nachdem wir im Jahre 2006 auf ein geschlossenes Kreislaufsystem wechselten, entschlossen wir uns im Februar 2007 den Versturz noch einmal, mit nun hoffentlich besseren Sichtbedingungen, nach einer möglichen Fortsetzung abzusuchen.
Bereits bei diesem Tauchgang entdeckten wir eine eventuell passierbare Stelle. Nach einem weiteren Vorbereitungstauchgang konnten wir am 23. Februar diese Stelle passieren und tauchten nach 55min auf der anderen Seite des Siphons auf.
Lies dazu den Bericht