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STOP! Benutze dein Hirn und  respektiere Deine Grenzen!
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Ehrenkodex der Höhlenforscher
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Sicheres Höhlenforschen
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Dekoberechnung

Es gibt eine Fülle von Dekoprogrammen und noch mehr Ansichten und Meinungen über die Berechnungen. Unserer Meinung nach gibt es aber auch hier nicht die "göttliche" Lösung.

Wir hatten uns früh für eines entschieden. Dann machten wir viele Dekotauchgänge und lernten dabei unseren Körper, unter dieser grossen Belastung, bei jedem Tauchgang besser kennen. Meist wussten wir auf der Deko schon, ob dies ein guter oder schlechter Tauchgang wird. Obwohl wir oft die gleichen Tauchgänge machten (z. B. Bossi) und wir diese somit sehr gut vergleichen konnten, war nicht jeder identische Tauchgang am Ende symptomfrei. Manchmal reichte schon ein verhakter Boltsnap, der uns zwang unter Wasser minutenlang zu fummeln, um genau an diesem Ellbogen oder dieser Schulter nach dem Tauchgang Probleme zu haben. Einmal kann ich mich erinnern, schleppte André sich mit dem D20 auf dem Rücken zum Auto um festzustellen, dass der Schlüssel neben der Türe bei der Bossi versteckt war. Anstatt das Gerät beim  Auto zu lassen, ging er wieder zurück und holte den Schlüssel. Bereits vor Ort sagte ich ihm, dass diese Schlepperei nach einem langen Dekotauchgang nicht optimal war. Und prompt, bei der Einfahrt in den Gotthardtunnel klagte er über Schulterschmerzen.

Erfahrung sammeln und langsames heran tasten an die "Dekoverträglichkeit" seines Körpers ist unserer Meinung nach der entscheidende Faktor und nicht die farbige Benutzeroberfläche eines Programms oder Tauchcomputers. Ich wage sogar zu behaupten, dass jedes heutige Dekoprogramm gut bis sehr gut funktioniert. Nur nicht jeder Körper verträgt es gleich gut. Was beim einen funktioniert, muss noch lange nicht beim anderen funktionieren.

Am Anfang unserer Mischgastaucherei (1998) verwendeten wir für die Dekoberechnung unserer Tauchgänge die Software von Abysmal (gibt es nicht mehr) und den ANDI-Diveplaner
VR3 von Kevin Gurr VR3 von Kevin Gurr
2002 kauften wir den Tauchcomputer VR3 von Kevin Gurr. Dieser vereinfachte die Dekoberechnung enorm, speziell wegen den Multilevels in der Höhle. Zur zusätzlichen Sicherheit, programmierten wir ihn mit einem Sicherheitszuschlag von 10%. Verschiedene Dekotabellen (inkl.Bailout), die wir zusätzlich mit uns führten, berechneten wir mit dem Programm von GAP. Zu dieser Zeit, wie auch heute noch, gab es viele Diskussionen über diesen Tauchcomputer. Viele kreideten ihm die fehlenden "deepstops" und die zu langen Stops auf den letzten Dekostufen an.
Deko- &  Bailouttabellen Deko- & Bailouttabellen
In der Praxis tauchten wir meistens sehr langsam auf (Höhlenprofil). Dadurch ergab sich ein rollierender "deepstop". Da André bereits bei einer Aufstiegsgeschwindigkeit von 10m/min ab und an Probleme mit Schmerzen in der Hand hatte, handhaben wir dies auch bei senkrechten Aufstiegen so. Bei "heftigen" Tauchgängen fügen wir selber, nach der gängigen Formel,  zusätzlich einen kurzen deepstop in der entsprechenden Tiefe hinzu.
Alles in allem waren wir sehr zufrieden mit der Dekoberechnung. Bei Quervergleichen mit anderen Dekoprogrammen ergaben sich keine grossen Differenzen zu den Dekozeiten und Stufen. Trotzdem müssen wir zugeben, dass auch wir nicht verschont blieben von Aufenthalten in der Dekokammer und Schmerzen in den Schultern oder den Ellbogen.

Da wir nur noch in der Höhle tauchten, war aber auch kein einziger Tauchgang mehr ein Nullzeittauchgang. Zusätzlich arbeiteten wir öfters bei diesen Tauchgängen. Bohrdübel setzen, Verengungen freischaufeln oder aufmeisseln, und das oft bis knapp vor dem Erfrierungstod. Die "ungünstigen" Multilevel Profile der Höhlen waren sicher ein weiterer Grund dieser "Sportverletzungen".

Grundlegend hat sich dies seit dem Einsatz des CCR geändert. Seit wir das KISS einsetzen, hatte ich (Pedro) absolut keine Probleme mehr mit Dekobeschwerden. Und dies, obwohl wir den Sicherheitszuschlag von 10% ausschalteten und jetzt bedeutend tiefere und längere Tauchgänge durchführen. Es gibt mehrere Theorien über die Gründe. Für mich sind aber folgende Hauptgründe ausschlaggebend: Kein Gaswechsel mehr mit den damit verbundenen PpN - Hits. Immer den bestmöglichen PpO2 im Loop. Die ganze Deko auf Helium. Natürlich ist die Feuchtigkeit und die Wärme des Gases ein zusätzlicher Faktor, der die Deko verbessert.

In der Praxis heisst das, dass wir die ganze Deko nach VR3 (ohne safety) und immer auf dem Bottommix absolvieren. Während den letzten 6 Dekominuten vom -6m Stopp, steigen wir mit einer Geschwindigkeit von 1m/min zur Oberfläche auf. Ist der letzte -6m Stopp im Habitat, kürze ich zusätzlich die Zeit auf dieser Stufe je nach Befinden bis zu einem Drittel. Bis jetzt mit keinerlei negativen Auswirkungen.

Im Nachhinein bin ich davon überzeugt, der grösste Fehler von uns war, dass wir jahrelang Nitroxgemische als Dekogase verwendeten. Hätten wir seinerzeit im OC schon auf Gemische mit Heliumanteil umgestellt, hätten wir uns sicher manch schmerzende Schulter ersparen können.

Zur Zuverlässigkeit des VR3 kann ich nur sagen, dass wir sicherlich mehrere hundert Tauchgänge mit dem VR3 machten, ohne dass er einmal während eines Tauchganges ausgefallen wäre. Das ist ein Fact. Was passieren kann ist, dass man nach einem Batteriewechsel Schwierigkeiten mit dem Starten hat. Dies hatten wir in all der Zeit etwa viermal. Nobody is perfect.
Natürlich kann man auch die Ablesbarkeit unseres "Sauriers" nicht mehr mit den super kontrastreichen Displays von heute vergleichen. Oftmals haben wir deshalb auch leichte Schwierigkeiten beim Ablesen. Aber vielleicht ist dies mit der Zeit auch ein wenig altersbedingt.

Mittlerweile sind wir so überzeugt vom VR3, dass wir keine Dekotabellen mehr mit uns führen. Als Backup sehen wir den VR3 des Partners. Taucht einer von uns alleine, benutzt er den VR3 des Partners als Backup und taucht somit mit zwei Computern. Natürlich führen wir aber immer noch unabhängig vom VR3 einen SUUNTO-Viper im Gauge-Modus in der Beintasche mit uns. Im allergrössten Notfall könnten wir mit diesem noch eine "Deko on the fly" unter Wasser ausrechnen.

     SUUNTO-Viper
            SUUNTO-Viper