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Rettungseinsatz in der Grotte de la Cascade Môtier (CH)

Freitag, 12. April 2013: Erfolgreiche Rettung eines vom Wasser überraschten und in der Höhle eingeschlossenen Höhlenforschers
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Die Alarmierung kam am frühen Nachmittag. Meldung eines vom Wasser überraschten Höhlenforschers. Man vermutete, dass der Ortskundige Forscher sich in einen höher gelegenen Ort retten konnte. Bei einer solchen Situation kommt es auf jede Minute an. Da ich an meinem Arbeitsplatz und weit von meiner Ausrüstung entfernt war, wurden zuerst zwei lokale Retter aufgeboten und mit dem Heli zur Grotte de la Cascade geflogen.

Am gleichen Tag gelang es José und Michael, durch einen ca. 100m langen Sifon zum Opfer, welches sich tatsächlich vor dem ansteigenden Wasser auf einen höher gelegenen Balkon retten konnte,  vorzustossen. Der Höhlenforscher konnte nun mit warmen Kleidern und Esswaren versorgt werden. Über die Nacht blieb José beim Opfer und Michael tauchte wieder aus.
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Am nächsten Morgen traf ich vor Ort ein. Durch das viele Wasser und die hohe Strömung, konnte im Moment nicht getaucht werden. Wir transportierten also in relativer Ruhe unsere Tauchausrüstung und das weitere Rettungsmaterial zur Abtauchstelle des gefluteten Abschnittes, welcher sich ca. 200m in der Höhle befand. Der Zustieg war schon recht spektakulär. Dort wo der Höhlengang normalerweise trocken ist oder ein kleines Bächlein führt, war nun ein reissender Fluss.
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Vor Ort angekommen, war die Strömung immer noch zu hoch. Also die Ausrüstung vorbereiten und warten. Gegen Mittag konnten Michael und ich das erste Mal durchtauchen. Mit dabei weiteres Rettungsmaterial wie unter anderem ein Höhlenfunkgerät und ein 100m Statikseil.

Die Strömung war recht heftig. Zuerst hatte ich den Schleifsack mit dem Seil in einer Hand und versuchte nur mit den Flossen und der anderen Hand am Fels gegen die Strömung anzukämpfen. Das war ein hoffnungsloses Unterfangen. Also Schleifsack zwischen die Beine gehängt. Beidhändig mit kräftigem pull & glide kam ich nach ca. 100m auf der anderen Seite des Sifons an.
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Hier diskutierten Michael und ich wie wir weiter vorgehen. Wir entschieden, dass José austaucht und nach so vielen Stunden in der Höhle sich ausruht. Michael bleibt vor Ort und installiert den Höhlenfunk. Ich spanne das 10mm Seil durch den Sifon, damit wir eine sichere Verbindung haben und wir uns an diesem Seil besser gegen die Strömung reinziehen können.
Gesagt getan. Den Sack mit dem Seil hängte ich dabei an den linken Hüft D-Ring. Das verlegen des Seils war bei dieser Strömung und Sicht nicht so einfach. Musste es doch gut gespannt und eine sichere Referenz für eine etwaige Rettung sein. Kurz bevor man am Ende des Sifons durch eine sich rechts befindliche Spalte auftauchen konnte, strömte das Wasser links durch eine Verengung  in den Abfluss. Genau dort hatte es den Sack hineingezogen und nur mit grosser Mühe, konnte ich ihn wieder aus dem Sog ziehen.
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Nun warteten wir auf José. Dieser folgte wenige Minuten später. Nach verschiedenen Besprechungen und dem durchspielen von verschiedenen Szenarien, entschieden wir uns für die Rettung des Forschers durch den Sifon.  

Dabei waren die Hauptargumente: Der Forscher hatte keine Lust & Energie mehr weitere Tage in der Höhle abzuwarten. Das Wasser würde noch Tage brauchen, bis er ohne Tauchen gerettet werden könnte. Er hatte schon einmal vor Jahren einen Schnuppertauchgang durchgeführt. Wir wussten nicht, ob der Ort wo er sich jetzt befand bei weiteren Regenfällen zu 100% sicher ist.
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Nachdem der Entschluss gefasst wurde und genug Ärzte vor Ort waren, brachten Michael und ich einen Tauchanzug und Sidemount-Flaschen hinter den Sifon. Gemeinsam halfen wir ihm nun beim anziehen der Ausrüstung und Michael verpasste ihm noch einen kurzen Crash-Kurs im Tauchen.  Nachdem wir ein gutes Gefühl hatten und er nun wusste wie er sich am Ende des Ganges durch die rechts liegende Spalte an die Oberfläche retten konnte, stiegen wir mit ihm in der Mitte in die reissende Strömung und liessen uns kontrolliert am Seil durch den Gang treiben.

Immer mit einem Ohr nahe bei seinem Automaten um seine Atmung zu überwachen, waren wir nach wenigen Minuten am Ausstieg wo er ruhig und konzentriert den Weg an die Oberfläche fand. Ein voller Erfolg. Glaube alle warten froh, dass alles so gut ausgegangen ist.

Nach dem Debriefing und einem kühlen Bier ging es am frühen Morgen des nächsten Tages wieder nach Hause.

Pedro

BlickZeitungsbericht Blick

Tages AnzeigerZeitungsbericht Tages Anzeiger
Fotos: Patrick Dériaz & Pedro
  • Einsatzleiter
  • Retter beim Materialtransport
  • Patrick beim Material bereitstellen
  • Rettungsmaterial
  • Warten
  • Abtauchstelle
  • Go Sidemount
  • Hilfe beim Einstieg
  • Pedro
  • Warten
  • ....warten
  • José kommt zurück
  • Hilfe beim Aufstieg mit Tauchmaterial
  • Warten
  • Einsatzleiter
  • José
  • Ein Bier muss sein..
  • Roland der Gerettete
  • Übersichtsplan